Frederique Constant

Turbo-Triebwerk

Frederique Constant entwickelte mit niederländischen Forschern eine Schwungmasse, die mechanische Uhren zehnmal schneller antreibt als herkömmliche Unruh-Spiralfedern. In der Slimline Monolith Manufacture ist sie erstmals verbaut.

VON HOLGER CHRISTMANN
5. August 2021
So sieht sie aus, die Unruh des Kalibers FC-810 von Federique Constant, die sich mit 288 000 Halbschwingungen pro Stunde zehnmal schneller bewegt als traditionelle Oszillatoren. Je höher die Schwingfrequenz, desto stabiler und präziser läuft eine Uhr. Foto: Frederique Constant

Frederique Constant versprach eine Weltpremiere und übertrieb damit nicht: Erstmals präsentiert eine Uhrenmarke ein Schwingsystem für mechanische Uhren, das nicht über eine Unruh mit Spiralfeder und Hemmung für den gleichmäßigen Gang einer Armbanduhr sorgt, sondern über eine extrem dünne, oszillierende, komplett amagnetische Silizium-Platte. Der Anker wurde in sie integriert. Während eine Unruh mit einer Amplitude von 260 bis 300 Grad schwingt (also bei jedem Schwung weit ausholt), beträgt die Bewegung dieser Platte bei jedem Schwung nur drei Grad, was ihr eine zehnmal größere Frequenz erlaubt: 280 000 Halbschwingungen pro Stunde statt, wie bei Uhrwerken mit Unruhspirale, rund 28 000. Wird die dabei entstehende Kraft übersetzt auf den Sekundenzeiger, heißt das, dass er sich achzigmal bewegt, um eine Sekunde zu vollenden – zehnmal öfter als in herkömmlichen Kalibern. Mit dem bloßen Auge ist diese Tempo nicht zu erkennen. Laserkameras, die 250 000 Bilder pro Sekunde aufnehmen, sind nötig, um eine so hohe Frequenz zu messen.

Der in Plan-les-Ouates bei Genf ansässige, von den Niederländern Aletta und Peter Stas gegründete Hersteller, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, preislich attraktive Luxusuhren anzubieten, verspricht sich von der Neukonstruktion günstigere Produktionskosten, größere Effizienz und eine höhere Ganggenauigkeit des Uhrwerks. Weil das neue Schwingsystem deutlich weniger Teile bedarf, geht weniger Energie durch Reibung oder nicht optimale Energieübertragung verloren. Auch Öl benötigt es nicht. Die Uhr ist daher weniger wartungsaufwändig. Entwickelt haben das Schwingsystem die niederländische Firma Flexous und deren preisgekrönter Gründer Nima Tolou. Zwei Jahre brauchten die Delfer Entwickler, bis die Neuheit einsatzbereit war. Sie fand ihren Platz in Frederique Constants neuem Automatikuhrwerk FC-810.

Frederique Constant Slimline Monolith Manufacture, einmal in Roségold, einmal im Edelstahlgehäuse. Foto: Frederique Constant

Die neue Technologie steckt in der Slimline Monolith Manufacture, einer flachen, klassisch-eleganten Uhr mit 40 Millimetern Durchmesser, römischen Ziffern, Breguet-Zeigern und guillochiertem Zifferblatt mit Clous-de-Paris-Motiv. Das runde Fenster bei sechs Uhr erlaubt den Blick auf den pulsierenden Gangregler. Voll aufgezogen läuft die Uhr 80 Stunden. Die Slimline Monolith Manufacture ist in drei limitierten Auflagen erhältlich: 810 Stück aus Edelstahl mit blauem Zifferblatt, 810 aus Edelstahl mit silbernem Zifferblatt und 81 Exemplare aus 18-karätigem Roségold ebenfalls mit silbernem Zifferblatt. In Edelstahl kostet sie 4495 Euro, in Roségold 14 995 Euro.

© Holger Christmann

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