Rolex

Neuer Goldstandard

Die Rolex Oyster Perpetual Explorer liegt nun wieder in ihrem ursprünglichen Durchmesser von 36 Millimetern vor. Das ist klein für heutige Zeiten, aber so trugen sie Edmund Hillary und Tenzing Norgay auf den Mount Everest. Außerdem liegt sie erstmals in Gold vor.

VON HOLGER CHRISTMANN
5. August 2021
Testlauf für die Rolex Explorer: Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay 1953 auf dem Weg zum Gipfel des Mount Everest. Foto: Rolex

In der Musik gibt es den Begriff der historischen Aufführungspraxis. Dahinter steht das Bemühen, dem Zuhörer über die Auswahl der Instrumente und die Zusammensetzung des Orchesters ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie Musik zur Zeit ihrer Entstehung klang. So ähnlich muss es sich verhalten, wenn Rolex seine Oyster Perpetual Explorer jetzt wieder in der Größe herausbringt, die sie in der Zeit hatte, als Edmund Hillary und Tenzing Norgay mit einer Rolex den Gipfel des Mount Everest bestiegen. Nur 36 Millimeter, so wie damals, misst das Gehäuse nun wieder. Ein Grund für das kleinere Format könnten aber auch die schmaleren Handgelenke von Menschen auf den besonders wachstumsstarken, asiatischen Märkten sein.

Die letzte Aktualisierung der Explorer (Ref. 214270) kam 2010 in 39 Millimetern Durchmesser heraus. Dieser größere Version schenkte Rolex 2016 ein Upgrade durch Leuchtmasse auf den Ziffern. Freunde größerer Uhren finden in den Neuheiten von 2021 die Explorer II mit 42 Millimetern Durchmessern. Bei der klassischen Rolex Oyster Explorer heißt es größentechnisch: zurück zu den Wurzeln. Die liegen im Jahr 1953. Am 29. Mai jenes Jahres, um 11.30 Uhr, vollendeten der Neuseeländer Hillary und sein nepalesischer Scherpa ihren Aufstieg auf den Mount Everest, den höchsten Berg der Erde. Rolex hatte den Bergsteigern eine Oyster Perpetual mit auf den Weg gegeben.

Die Ausrüstung von Abenteurern stand in guter Rolex-Tradition: Seit den 1930er Jahren hatte der Genfer Uhrenhersteller immer wieder Berg- und Tauchexpeditionen mit Oyster-Armbanduhren ausgestattet. Die Erfahrungen in solchen „Versuchslaboren unter realen Bedingungen“ sollten dazu dienen, die Uhren kontinuierlich zu verbessern. Daneben war jedes bestandene Abenteuer Werbung für den Zeitmesser, der diese Prüfungen bestanden hatte. Nach der Rückkehr vom Dach der Welt ins heimische Auckland sandte Sir Hillary seinen Chronometer zur Auswertung an Rolex zurück. Die Ergebnisse flossen in die erste Rolex Explorer ein, die der Hersteller noch im selben Jahr auf den Markt brachte. Schon diese erste Explorer (Referenz 6350) besaß die Merkmale, an denen die Modellfamilie bis heute zu erkennen ist: Auf das Zifferblatt waren nur die wesentlichsten Ziffern für 3, 6 und 9 Uhr aufgetragen, die auch in einem Schneesturm nicht verwechselt werden konnten. Zu den bekanntesten Versionen der Explorer gehört die 1963 lancierte und 27 Jahre lang fortgesetzte Referenz 1016, zu deren Trägern der James-Bond-Autor Sir Ian Fleming gehörte.

Das Design seiner Uhrenfamilien ändert Rolex nur sehr behutsam, um ihren Wiedererkennungswert zu bewahren. Technisch jedoch entwickeln sie sich weiter.

Jetzt in Bi-Color verfügbar: Rolex Explorer in Rolesor gelb, einer Kombination aus Edelstahl und Gelbgold. Foto: Rolex

Die neue Explorer ist mit dem Automatikkaliber 3230 ausgerüstet. Es wurde 2020 vorgestellt und treibt bereits die Oyster Perpetual Submariner und die Oyster Perpetual an. Das Uhrwerk enthält einige Rolex-Erfindungen der letzten Jahre, so die 2015 eingeführte Chronergy-Hemmung, bei der die Komponenten Anker und Hemmungsrad aus einer Nickel-Phosphor-Legierung bestehen, die sie widerstandsfähig gegen magnetische Störungen macht. Ihr Hemmungsrad ist durchbrochen und damit leichter, was laut Rolex den Wirkungsgrad des Oszillators um 15 Prozent gesteigert hat. Weiter optimiert hat Rolex die patentierte blaue Parachrom-Spirale. Sie besteht aus einer von Rolex entwickelten antimagnetischen Legierung aus Niobium und Zirkonium. Das Material verhält sich bei starken Temperaturschwankungen stabil und hält Erschütterungen bis zu zehnmal besser stand als Stahl- und Silizium-Spiralen. Zusammen genommen erhöhen diese Neuerungen Wirkungsgrad, Gangreserve, Präzision und Unempfindlichkeit der Uhr.

Die Gangreserve der neuen Explorer wird mit 70 Stunden angegeben (statt 48 Stunden der Vorgänger-Modells). Wie schon in der leicht modifizierten Version von 2016 ist das Zifferblatt im Dunkeln besser ablesbar. Dafür sorgt die Beschichtung und Befüllung von Indizes und Ziffern mit der patentierten blau leuchtenden Chromalight-Anzeige. Ansonsten erfüllt die neue Explorer die Mindeststandards jeder Rolex-Uhr: Sie ist bis 100 Meter Tiefe wasserdicht und ist als „Chronometer der Superlative“ zertifiziert. Sie garantiert somit eine maximale Gangabweichung von -2/+2 Sekunden pro Tag.

Nur 36 Millimeter Durchmesser hat die neue Rolex Explorer. Das entspricht der Größe ihrer Entstehungszeit. Foto: Rolex

Es gibt die neue Explorer in Edelstahl und in Bi-Color, genauer gesagt in Rolesor gelb, einer Kombination aus der Rolex-eigenen Edelstahllegierung Oystersteel und 18 Karat Gelbgold. Das Modell in Oystersteel kostet 5950 Euro, die Version in Rolesor wird für 10 100 Euro angeboten.

Wie Rolex betont, soll die Explorer der neuen Generation „vor allem“ in Rolesor angeboten werden. Das lässt sich als Anzeichen dafür deuten, dass die Genfer, ähnlich wie Patek Philippe bei der Stahlversion der Nautilus, den zuletzt ungesunden Hype um besonders gefragte Edelstahlmodelle beruhigen möchten.

Wer die Oyster Perpetual sehen möchte, die Edmund Hillary und Tenzing Norgay auf den Mount Everest mitnahmen, der findet sie übrigens im Uhrenmuseum Beyer in Zürich. Die Uhr trägt die Aufschrift Rolex Oyster Perpetual Officially Certified Chronometer. Explorer hieß erst die Version, die nach der Heimkehr der Helden auf den Markt kam.

© Holger Christmann

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