Baume & Mercier

Comeback einer Ikone

Die Riviera von Baume & Mercier war 1973 ihrer Zeit voraus. Jetzt ist sie zurück – und sie sieht besser aus denn je. Darüber hinaus ist die Uhr mit dem hochgelobten Baumatic-Kaliber ausgestattet.

VON HOLGER CHRISTMANN
16. Dezember 2021
Auffälliges Zwölfeck: Baume & Mercier Riviera Baumatic. Den Beinamen verdankt sie dem hochgelobten Baumatic-Uhrwerk. Foto: B&M

Die französische Riviera 1973: Die Côte d’Azur ist zum Inbegriff des Jetsets-Reiseziels geworden. Von Cap-Ferrat bis Saint-Tropez treffen sich allsommerlich die Idole eines lässigen Lebensstils, von Serge Gainsbourg und Jane Birkin bis zu Mick und Bianca Jagger. Das Filmfestival von Cannes begrüßt Stars wie Jacqueline Bisset und Gene Hackman. Die jungen Leute hören Musik von David Bowie, den Rolling Stones und Johnny Hallyday. In La Voile Rouge, der Mutter aller Beach Clubs, sonnen sich die Frauen topless. Der Hippie-Look ist mit bunten Farben und Schlaghosen in die Mode eingezogen. Noch ahnt niemand, dass eine Ölkrise im Herbst des Jahres die unbeschwerte Stimmung dämpfen sollte. 

Zur neuen Lässigkeit passte eine Uhr, die der Schweizer Hersteller Baume & Mercier im selben Jahr lancierte. Ihr Name griff das leichte und freie Lebensgefühl eines Sommers an der Côte d’Azur oder an der italienischen Riviera auf. 

Das halb transparente Zifferblatt der Riviera Baumatic lässt das Räderwerk des Baumatic-Kalibers erahnen. Auch der Datumsring ist zu erkennen. Foto: B&M

Die Riviera war eine der ersten polygonalen Luxusportuhren in Edelstahl, die zwischen 1972 und 1976 auf den Markt kamen. Bis dahin wurde Luxus mit kleinen Uhren aus Gold assoziiert. Die Riviera besaß einen Körper aus Stahl und eine ausdruckstarke zwölfeckige Silhouette – eine Form, die von der 12-Stunden Einteilung des Zifferblatts abgeleitet war. Wer will, konnte auch an die Facetten eines Diamanten denken. Mit ihrem flachen Gehäuse und ihrer unkonventionellen Eleganz war die Riviera ihrer Zeit voraus und wurde zum Symbol einer von allen Zwängen befreiten Generation. 

Es gab nur zwei andere Zeitmesser, die zur selben Zeit einen ähnlichen Weg einschlugen: die Royal Oak von Audemars Piguet und – drei Jahre nach der Riviera – die Nautilus von Patek Philippe. Anders als Audemars Piguet setzte Baume & Mercier jedoch von Anfang an auf accessible luxury: der Hersteller – damals im Besitz der Familie Piaget, heute Teil des Richemont-Konzerns (zu dem auch Cartier, IWC und A. Lange & Söhne gehören)  bot avantgardistisches Design, hochwertige Verarbeitung und Werkequalität zu einem relativ erschwinglichen Preis. So wurde die Riviera schon in den 1970er Jahren zu einer Erfolgsgeschichte. 

Der Gehäuseboden ist aus Saphirglas. Er gibt den Blick frei auf das fein veredelte Uhrwerk. Zu erkennen sind Perlschliff und Côte-de-Genève-Streifen. Foto: B&M

Ein Comeback der Riviera war angesichts des jahrelangen Hypes um extravagante Edelstahl-Klassiker überfällig. 2021 ist es soweit. Die Pionierin der Luxussportuhr ist zurück im Rampenlicht, und man kann sagen: Nie sah sie besser aus als heute. Im Vergleich zu den zierlicher wirkenden Vorläufern tritt der Klassiker jetzt mit seiner breiten, vierfach verschraubten Lünette muskulös und sportlich auf. Das Zifferblatt weckt die Erwartung an sportliche Einsätze: Sein Dekor stellt die Begegnung von Gebirge und Ozean dar. Zugleich ist das die Topographie der Riviera, wo sich Alpen und Mittelmeer treffen.

Es gibt die Dreizeigeruhr mit schnell auswechselbarem Stahl- oder Kautschukband. Die fünfte Generation der Baume & Mercier Riviera wird in drei Größen angeboten: in 36, 42 und 43 Millimetern Durchmesser. Als Antriebe sind Automatikwerke wie das Sellita 200 und ein Schweizer Quarzwerk im Angebot. Es gibt auch einen Chronographen, in dem das Valjoux 7750 tickt.

Das technisch herausragende Modell der Kollektion ist jedoch die Riviera Baumatic. Sie ist mit dem hochgelobten Baumatic-Kaliber (BM13-1975A) ausgerüstet, das 2018 in der Clifton-Kollektion Premiere feierte. Das Werk wurde vom Richemont-Konzern exklusiv für Baume & Mercier entwickelt und bietet eine stattliche Gangreserve von fünf Tagen und eine maximale Gangabweichung von -4/+6 Sekunden am Tag. Dank der Verwendung von Silizium und anderen amagnetischen Materialien verspricht sie einen Magnetfeldschutz von bis zu 1500 Gauss. Alltagsmagnetismus, etwa beim Telefonieren mit dem Handy, kann ihr nichts anhaben.

Mit 42 Millimetern Durchmesser hat die Riviera Baumatic eine gute Größe für eine sportliche Luxusuhr. Wasserdicht ist sie bis 100 Meter Tiefe. Foto: B&M

Die Riviera Baumatic wird mit einem Zifferblatt aus rauchblauem Saphirglas und mit schwarzem Kautschukarmband angeboten. Die römischen Ziffern und Stundenindizes des Zifferblatts sind mit Superluminova beschichtet und damit nachtleuchtend. Durch das leicht transparente Zifferblatt ist das Räderwerk des Baumatic-Uhrwerks zu sehen. Auf der Rückseite der Uhr ist das mit Côtes-de-Genève-Streifen und Perlschliff veredelte Manufakturkaliber in ganzer Schönheit zu erkennen.

Auch heute bietet die traditionsreiche Schweizer Luxusmarke, die seit 1830 unter dem Namen Frères Baume existierte und seit 1918 Baume & Mercier heißt, zugänglichen Luxus. Es gibt die Riviera für schmale Handgelenke schon ab 1850 Euro mit Quarzwerk und 36 Millimetern Größe und für 2650 Euro in 42 Millimetern mit mechanischem Automatik-Kaliber. Die Riviera Baumatic in 42 Millimetern ist für 3600 Euro erhältlich. 

Die Riviera gehörte aufgrund ihres gelungenen Re-Designs zu den meistbeachteten Neuheiten der Genfer Uhrenmesse Watches & Wonders. Oftmals kam die Riviera und ging wieder. Jetzt ist sie hoffentlich gekommen, um zu bleiben. Denn erst mit ihr wird das revolutionäre Triumvirat der frühen 1970er – Royal Oak, Nautilus und Riviera – vollständig. Und ganz gewiss macht man mit ihr auch im Sommer in Saint-Tropez eine gute Figur. 

Mehr Infos unter: www.baume-et-mercier.com

© Holger Christmann