In beiden Stadtvierteln machte die Druckwelle Gebäude dem Erdboden gleich, riss Dächer und Wände aus der Verankerung, zerbarst Fenster, auch solche mit wertvollen Glasmalereien, schleuderte Menschen, Objekte und Splitter quer durch Wohnungen und Büros. Die meisten Gebäude in den betroffenen Gegenden Ashrafieh, Gemmayze und Mar Mikhaël stammen noch aus dem Osmanischen Reich und aus der Zeit des französischen Mandats in den 1920er Jahren. Hier verschmelzen osmanische und europäische Stilelemente. Typisch für die Häuser aus osmanischer Zeit sind die oft mit Buntglas verzierten Fassadenbögen. Sie sorgen dafür, dass viel Tageslicht in die Salons Beiruter Paläste dringt. Viele dieser Bögen pulverisierte die Explosion, wie Geschosse schnellten die Buntglasscherben durch die Wohnungen und verletzten oder töteten Menschen. Wo Bögen und Glaskunst vom ästhetischen Sinn des Beiruter Bürgertums kündeten, blieben Schutt und Scherben, und mitten in den historischen Fassaden gähnten nun übermannshohe Löcher. Dia Mrad kamen sie vor wie offene Münder, die das Entsetzen über das Geschehene ausdrückten.
Die Explosion traf vor allem die christlichen Viertel Beiruts, die nach dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 nicht abgerissen, sondern restauriert worden und somit erhalten geblieben waren. Mrad sorgt sich, „dass jetzt Epochen der Architekturgeschichte verloren gehen“. Er hofft, dass die Bauwirtschaft nicht die Fehler wiederholt, die sie damals im nahen Stadtzentrum beging. Für die Immobilienwirtschaft war es profitabler, ganze Straßenzüge neu zu bauen, als historische Baubsubstanz zu retten. Das Ergebnis waren Neubauten mit historisierenden Fassaden.