Report

Eine Insel, die Menschen
verändern kann

Gorgona, vor der Küste der Toskana gelegen, ist eine der letzten Gefängnisinseln Europas. Der Weinhersteller Marchesi Frescobaldi produziert hier seit zehn Jahren mit Häftlingen einen hochkarätigen Weißwein. Und auch die humanitäre Bilanz fällt positiv aus. Bislang wurde keiner der Mitarbeiter im Weinberg nach seiner Entlassung rückfällig.

VON HOLGER CHRISTMANN
23. Juni 2022
Klares Wasser und bunte Häuschen erinnern an ein Urlaubsparadies. Doch Gorgona im Tyrrhenischen Meer ist die letzte Gefangeneninsel Italiens. Foto: Lorenzo Cotrozzi/Angela Gennaretti

Als die Superba – die Hervorragende – sich der Insel Gorgona nähert, glättet sich die unruhige See. Eine kleine Bucht mit bunten Häuschen in Pistaziengrün, Senfgelb und Rosa, die sich den Hang hinaufschlängeln, öffnet sich vor dem Bug des Motorboots. Ein Pärchen sonnt sich auf der Hafenmole. An der Anlegestelle warten keine Taxifahrer und Souvenirhändler, sondern Beamte der Polizia Penitenziaria, der Polizeieinheit, die Italiens Gefängnisse bewacht. Hinter den getönten Scheiben ihrer dunkelblauen Land Rovers Discovery sitzen sie und verfolgen, wie die Besucher über einen Steg an Land gehen. 

Gorgona Scalo ist gepflegt, auch wenn nur noch eine Handvoll Einheimische in dem einzigen Inseldorf lebt. Foto: Lorenzo Cotrozzi/Angela Gennaretti

Gorgona – 37 Kilometer vor der toskanischen Hafenstadt Livorno gelegen, also etwa so weit, wie Capri von Neapel entfernt ist und nur zweieinhalb Quadratkilometer groß – ist keine gewöhnliche Mittelmeerinsel, sondern die letzte Gefangeneninsel Italiens. 82 Strafgefangene verbüßen hier derzeit die letzten vier bis fünf Jahre ihrer Haftstrafe. Die Häftlinge sitzen wegen schwerer Delikte wie Mord, Totschlag, Drogenhandel und Bankraub ein und wurden aus Gefängnissen in ganz Italien hierher verlegt. Diese Verlegung ist ein Privileg. Nur wer gute Führung gezeigt hat, kann sich für die Strafkolonie bewerben. Auf Gorgona haben Häftlinge die Chance, eine bezahlte Arbeit aufzunehmen, Ersparnisse anzulegen und somit einen wichtigen Schritt in Richtung Resozialisierung zu tun. Zwei Arten von Straftätern sind unerwünscht: Mafiosi und Sexualstraftäter. Für Mafiosi gibt es Spezialgefängnisse in Italien, so den 2013 eröffneten schwer bewachten Giovanni-Bacchiddu-Knast bei Sassari auf Sardinien.

Gorgona ist Teil des Nationalparks Toskanischer Archipel. Foto: Lorenzo Cotrozzi/Angela Gennaretti

Gefängnisinseln gibt es im Mittelmeer seit jeher. Die vor Marseille liegende Inselfestung Château d’If erlangte durch Alexandre Dumas‘ Roman Der Graf von Montecristo sogar literarischen Ruhm. In Italien verbannten schon Roms Kaiser in Ungnade gefallene Frauen und Gegner auf die Insel Ventotene vor der Küste Latiums. Benito Mussolini ließ Antifaschisten auf Inseln wie Ponza und Ventotene deportieren. In der Nachkriegszeit unterhielt Italien Haftanstalten auf Inseln wie Santo Stefano und Asinara sowie ein Hochsicherheitsgefängnis auf Pianosa. Diese wurden inzwischen geschlossen.

Gorgona besaß von Anfang an einen humanitären Charakter. Nachdem Italien 1861 vereinigt war, gründete der neue Staat hier 1869 eine experimentelle landwirtschaftliche Strafkolonie in der Hoffnung, dass Pinienduft und blaues Meer aus Kriminellen bessere Menschen machen. Heute arbeiten die Häftlinge im Olivenhain, kümmern sich um Kühe, Ziegen, Schafe und Schweine oder werden in der Bäckerei oder Käserei eingesetzt. Die geladenen Besucher sind an diesem Tag angereist, um eine Kooperation zu feiern, die vor zehn Jahren begann. Seither produziert der berühmte toskanische Weinhersteller Marchesi Frescobaldi zusammen mit Häftlingen hier einen prestigeträchtigen Weißwein, der so heißt wie die Insel: Gorgona. 

Häftlinge bedienen die Gäste, die zum zehnten Geburtstag der Zusammenarbeit zwischen dem Gefängnis und dem Weingut Frescobaldi nach Gorgona gekommen sind. Foto: Holger Christmann

1999 hatten Häftlinge an den steilen Hängen die ersten Reben gepflanzt. Doch es fehlte an Know-How, aus den Trauben einen guten Wein herzustellen. Bis Frescobaldi auf die Insel aufmerksam wurde. Marchese Lamberto Frescobaldi, Präsident des Weinproduzenten Marchesi Frescobaldi, berichtet, wie es dazu kam. „Ich erhielt eine Anfrage von Maria Grazia Giampiccolo, der damaligen Direktorin des Gefängnisses. Sie fragte, ob es mich interessieren würde, auf der Insel Wein zu produzieren? Ich war verwirrt, denn ich hatte noch nie davon gehört, dass es überhaupt Wein auf der Insel gab, aber ich war auch neugierig. Ich fragte: Kann ich mir den Ort anschauen?“, erinnert sich der Abkömmling der sieben hundert Jahre alten Weindynastie. Es war Anfang August, die Ernte stand bevor. Frescobaldi fährt fort: „Ich sagte: Wenn wir es machen, dann verlieren wir keine Zeit und starten in diesem Jahr.“ Er fuhr mit einem Polizeiboot von Livorno, das neunzig Minuten für die Überfahrt braucht. „Als Lamberto von der Insel zurückkehrte, war er verändert“, erinnert sich seine Frau, Eleonora Nesi Frescobaldi. „Er war sehr nachdenklich und weinte“. Frescobaldi erklärt, warum ihn der Besuch auf der Insel bewegte: „Ich sagte zu Eleonora: Dieser Ort hat so viel Kraft. Ich sah in die Augen der jungen Leute, die dort inhaftiert sind. Sie waren sehr jung, und ich verstand, dass eine Sekunde genügt, einen Moment, da das Gehirn aussetzt, um deinem Leben eine katastrophale Wendung zu geben.“

„Wer seine Strafe
verbüßt hat, verdient
eine zweite Chance“

Beim Mittagessen auf einer Piazzetta mit Ausblick aufs Meer erzählt der Marchese von einem Gefängnisinsassen, der in einer Diskothek einem Gast im Streit einen Fausthieb verpasste. Das Opfer fiel unglücklich auf eine scharfe Kante und starb. Der Täter sei zu einer Gefängnisstrafe von zwanzig Jahren verurteilt worden, die allerdings auch in Italien bei guter Führung reduziert wird.  „Ich bin absolut kein Gutmensch“, versichert Frescobaldi. „Wer einen solchen Fehler begangen hat, muss dafür bezahlen. Aber wenn er seine Strafe verbüßt hat, verdient er eine zweite Chance.“ Der einflussreiche Manager, seit 2022 auch Präsident des Verbands Italienischer Weinproduzenten, Unione Italiana Vini, wollte mithelfen, Männern wie dem unbeherrschten Diskobesucher diese Chance zu geben. Dabei war er nicht sicher, ob die Firma ihm folgen würde. Aber er wusste: „Ich werde es tun.“ Es gelang ihm mit den Häftlingen, die Trauben von 2012 zu ernten und 2013 den ersten Gorgona-Weißwein vorzustellen, eine Cuvée aus Vermentino- und Ansonica-Trauben. 

Carlo Alberto Mazzerbo (l.), Direktor der Haftanstalt Gorgona, und Marchese Lamberto de‘ Frescobaldi (r.), Präsident von Marchesi Frescobaldi, feiern ihre Partnerschaft. Foto: Lorenzo Cotrozzi/Angela Gennaretti

Die einstigen Verbrecher können sich während der Arbeit frei bewegen und neue Berufe erlernen. Für ihre Arbeit werden sie bezahlt. Einer sagte dem Marchese Frescobaldi, er habe auf Gorgona seinen ersten Gehaltszettel im Leben erhalten. Wenn die Strafgefangenen nach fünf Jahren endgültig in die Freiheit entlassen werden, haben sie oft erstmals den Wert einer anständigen Arbeit kennengelernt und zwischen 20 000 und 40 000 Euro angespart. Das sei elementar, damit die Entlassenen „den erneuten Verlockungen der Unterwelt widerstehen“, so der Präsident. „Draußen werden sie oft von alten Seilschaften und Komplizen erwartet, die sie wieder in die Kriminalität hinabziehen wollen“, sagt er.

Ein Schild weist auf die Zusammenarbeit des italienischen Justizministeriums mit dem Weinhersteller hin. Foto: Holger Christmann
Nurdin, 33, gebürtiger Marokkaner, ist einer von drei Häftlingen, die im Weinberg arbeiten. In einem Jahr kehrt er zurück in die Freiheit. Foto: Holger Christmann

Fünf ehemalige Häftlinge werden nach ihrer Entlassung für ein Jahr auf Weingütern der Frescobaldi auf dem Festland weiterbeschäftigt. Das soll ihnen die Re-Integration in den Arbeitsmarkt erleichtern. „Danach sollten ihnen Flügel gewachsen sein, um aus eigener Kraft einen Job zu finden und ein selbstbestimmtes Leben zu führen“, sagt Lamberto Frescobaldi. Das scheint bisher zu gelingen. Die Rückfallquote unter denjenigen, die Frescobaldi unter seine Fittiche nimmt, ist gleich null. 

Andere Weinproduzenten gratulierten ihm zu „der tollen Idee“. Frescobaldi sagt, es wäre „irrwitzig, sich so etwas als Marketingidee auszudenken“. Er fragte die damalige Gefängnisdirektorin Giampiccolo, warum sie ihn ausgewählt habe und ob sie auch andere Produzenten angesprochen habe. Sie antwortete, zweihundert Weingüter habe sie angeschrieben, er, Lamberto Frescobaldi, sei der einzige gewesen, der ihr geantwortet habe. 

Marchese Lamberto Frescobaldi mit FEATURE-Herausgeber Holger Christmann. Foto: privat

Der Marchese führt die geladenen Gäste durch den Ort mit den bunten Häuschen, Gorgona Scalo, hinauf zum Weinberg. Insgesamt 2,5 Hektar groß ist die Rebfläche. Der Vermentino und die aus Sizilien stammende Rebsorte Ansonica (dort heißt sie Inzolia) lieben das Meer und warme Temperaturen. Die Mittagshitze brennt vom Himmel. Marchese Lamberto bittet uns, mit ihm weiter hinaufzusteigen, um den besten Überblick zu gewinnen. Der Ausblick von der höchsten Erhebung der Insel entlohnt für die Mühen. Zwischen sattgrünen Reben und immergrüner mediterraner Macchia glitzert das Meer, dessen salzhaltige Luft der Wind auf die Böden und die Trauben weht. 

Gorgona ist ein Pflanzenparadies. Botaniker haben hier allein 400 Blumenarten gezählt. Hinzu Steineichen und Aleppo-Kiefern, Kastanienbäumen und Schwarzerlen und eine nur hier vorkommende Olivenart, Bianca di Gorgona heißt sie. Auch die Gewässer sind reich an Arten. Gorgona ist Teil des Nationalparks Toskanischer Archipel. Korallen, Schwert- und Thunfische gibt es hier zuhauf, außerdem Delphine, und sogar Finnwale und Pottwale werden regelmäßig gesichtet. 

Die Weinkellerei ist bewusst archaisch gehalten. Foto: Lorenzo Cotrozzi/Angela Gennaretti

Als wir fast die höchste Stelle erreichen, erklärt Frescobaldi, dass hier die Insel schon zu Ende ist. Direkt hinter dem roten Turm, der einst zur Sichtung von Piraten diente, fällt die Küste zweihundert Meter schnurgerade in die Cala Maestra. Der Wein wächst nur an der Ostküste.

Auf dem Weg bergab treffen wir im Weinberg Nurdin, 33, einen gebürtigen Marokkaner. Er sagt, dass ihm die Arbeit in der Natur Spaß macht und verrät, dass er in einem Jahr freikommt. Wir wurden gebeten, ihn und andere Häftlinge nicht zu ihren Vergehen zu befragen. Nurdin hat ein offenes Gesicht und lächelt in die Kamera. Die Freigänger, die uns in adretten weißen Schürzen und Mützchen das Mittagessen servieren, dabei sichtlich darauf bedacht, alles richtig zu machen, halten hingegen den Kopf gesenkt und scheinen dem direkten Blickkontakt mit den Gästen eher auszuweichen.

Lamberto Frescobaldi ließ es sich nicht nehmen, eine Magnumflasche des Gorgona-Jahrgangs 2021 zu öffnen. Foto: Foto: Lorenzo Cotrozzi/Angela Gennaretti
Nicolo d’Afflitto (r.), Önologe von Marchesi Frescobaldi, mit einem Beamten der Gefängnispolizei. Foto: Lorenzo Cotrozzi/Angela Gennaretti

Über einen geteerten Weg erreichen wir die Weinkellerei. Sie besteht aus wenigen Stahltanks und einer einfachen Presse. „Die Kellerei wurde nicht von Philippe Starck designt“, witzelt Frescobaldi. Er schiebt nach, dass man einen guten Wein auch in einem einfachen Weinkeller herstellen könne. Nicolò D’Afflitto, Chefönologe von Frescoboldi Vini, erklärt, dass die Gorgona-Cuvée möglichst unverfälscht das Terroir zur Geltung bringen soll. Daher habe man auf künstliche Hefe oder zu viel Barrique verzichtet. Dass der Wein ein einzigartiges Aroma hat, dazu trägt der hohe Salzgehalt des Bodens und der Luft bei, der dem Wein eine würzige Salzigkeit verleiht.

Die Ernte erfolgt im September. Bis zum März des darauffolgenden Jahres reift der Wein in den stählernen Tanks. Zur Abfüllung wird er für eine kurze Zeit in gebrauchte Barrique-Fässer umgefüllt, Leihgaben des Frescobaldi-Weinguts Pomino, und hinüber aufs Festland verschifft. Der Kellermeister liebt diesen Moment. Er schwärmt von der „fast schon kinematografischen Szene, wenn die Fässer auf einer Palette auf ein Boot verladen werden und dann in der Abendsonne übers Meer gleiten“.

Jeder Jahrgang des Gorgona erzählt auf liebevoll gestalteten Etiketten Geschichten über die Insel. Für den Jahrgang 2013 verfasste Weltstar Andrea Bocelli den Text für das Label. Foto: Holger Christmann

In nur zehn Jahren hat der Gorgona eine erstaunliche Karriere hingelegt. 2013 stellte Frescobaldi den ersten Jahrgang Gorgona – 2012 – in Rom dem italienischen Innenministerium vor. Für den Jahrgang 2013 verfasste und signierte der Weltstar Andrea Bocelli das erzählerisch gestaltete Etikett. „Gorgona ist die wildeste und strahlendste Perle der Aphrodite“, schrieb er. Dass er ein Fan der Insel geblieben ist, zeigte er jüngst auf Instagram: „Hier können selbst diejenigen, die Unrecht getan haben, dank eines Erziehungs- und Rehabilitationsprogramms, das darauf abzielt, die Insassen als bessere Bürger in die Gesellschaft zurückzuführen, ihre Würde in der Arbeit und der Pflege des Schönen (das untrennbar mit dem Guten verbunden ist) finden“, postete der Sänger nach einem Besuch auf dem Eiland.

Eine Magnumflasche des Jahrgangs überreichte Frescobaldi Ialiens Staatspräsidenten Giorgio Napoletano. Der Jahrgang 2021 schimmert strohgelb im Glas. In der Mittagssonne zeigen sich goldene Reflexe. Der Gorgona schmeckt frisch, hat ein volles Bouquet und ist reich an Aromen, die an den Duft mediterraner Sträucher und an die Kräuter der Insel erinnern. Auch fruchtige Noten schmecken wir heraus. Rund 9000 Flaschen kommen auf den Markt, in Deutschland sind 0,75-Liter-Flaschen für 80 bis 95 Euro erhältlich. Die Flaschen gehen an Händler in aller Welt, von Japan bis New York und Miami begeistert der Wein Kenner und Liebhaber. Es gibt auch einen Gorgona Rosso. Er gab 2015 sein Debüt und wird aus einigen Rebstöcken von Sangiovese- und Vermentino Nero-Trauben gewonnen, die vor der Reifung biologisch in Terrakotta-Krügen angebaut werden. Doch im Vergleich zum Weißwein spielt er (noch) eine marginale Rolle.

Abgefüllt werden auch einhundert Magnumflaschen, von denen achtzehn an diesem Juni-Tag geöffnet werden. Eine entkorkt Frescobaldi selbst. Keine Frage: Der Gorgona ist ein herausragender, aufgrund seines Terroirs betörend kraftvoller und aromatischer Weißwein, der auch ohne die Hintergründe seinen Preis hätte. Aber er hat seine Liebhaber weltweit auch deshalb, weil seine Entstehung fasziniert und seine Geschichte berührt. Auch Lamberto Frescobaldi gehe sie jedes Mal sichtlich nahe, wenn er sie erzählt. 

Ein Beamter der Polizia Penitenziaria verabschiedet die Besucher. Foto: Holger Christmann

Lamberto Frescobaldi erinnert daran, dass nicht nur die Häftlinge Teil des Insellebens sind. Es gibt auch ein paar Dutzend Einheimische, die jedoch mehr Zeit auf dem Festland verbringen als auf der Insel. Und auch die aktuell 25 Beamten der Polizia Penitenziaria gehören dazu. Auch sie seien auf eine Art Insassen, sagt der Frescobaldi-Präsident. Alle zwei Wochen haben sie drei Tage frei. Aber wenn der Wind zu stark, der Wellengang zu hoch ist, können auch sie nicht nach Hause zu ihren Familien und Freunden fahren und sitzen auf Gorgona fest.

Gorgona, Italiens letzte Gefängnisinsel, im Abendlicht. Foto: Lorenzo Cotrozzi/Angela Gennaretti

Einer, der das allzu gut weiß, ist der Gefängnisdirektor Carlo Alberto Mazzerbo. Fünfzehn seiner Berufsjahre verbrachte er auf Gorgona. Er habe, so sagt er, als ich ihn später telefonisch kontaktiere, kaum schlechte Erfahrungen mit Insassen gemacht. Eher waren es gute, wie bei jenem, der schon entlassen war, aber für sechs Tage zurückkehrte, um eine Arbeit fertigzustellen. Der Ex-Häftling begründete seinen Eifer damit, dass er erstmals Vertrauen in den Staat gewonnen und Pflichtgefühl entwickelt habe.

In diesem Jahr wird auch Mazzerbo entlassen, in den Ruhestand, und er freut sich auf das, was vor ihm liegt: auf die Zeit für Freunde und Familie, für Kino und Lektüre. „Freiheit“, sagt er, „ist das Wichtigste, was es gibt“.

© Holger Christmann