Tudor

Silber meets Taupe

Die Tudor Black Bay Fifty-Eight 925 glänzt mit einer überraschend schönen Kombination. Mit im Spiel: ein wiederentdecktes Gehäusematerial.

VON HOLGER CHRISTMANN
5. August 2021
Gehäuse aus Sterling-Silber, Zifferblatt und Lünette im Farbton Taupe: Die neue Black Bay Fifty-Eight 925 überzeugt technisch und optisch. Foto: Tudor

Tudor überraschte auf der Uhrenmesse Watches & Wonders mit einem für Uhren nur noch selten verwendeten Edelmetall: Die Schwestermarke von Rolex kleidet ihre Black Bay Fifty-Eight 925 in ein Gehäuse aus 925er Silber. Ebenso ungewöhnlich ist die Tatsache, dass Tudor die Tauchuhr erstmals mit einem durchsichtigen Gehäuseboden versehen hat, der den Blick auf das Cosc-geprüfte Tudor-Manufakturkaliber MT5400 freigibt. Das Zifferblatt hat die Farbe Taupe (gesprochen: Toop), ein Ton, der mit maulwurfsgrau übersetzt wird. Auch wenn die Uhr bislang nur auf einer Online-Präsentation von Tudor zu sehen war: das Zusammenspiel von Silber und Taupe sieht aufregend gut aus. Wie alle Modelle der Black Bay Fifty-Eight hat die Uhr einen Durchmesser von 39 Millimetern – eine Größe, die geschlechterübergreifend funktioniert.

Kurz nach der Präsentation begann die Diskussion: Eignet sich Silber für Uhrengehäuse, und erst recht für Taucheruhren, die auch ein Bad im Salzwasser überstehen sollten? Das Edelmetall ist im Naturzustand empfindlich, es oxidiert schnell und läuft an, ein Effekt, der vom heimischen Tafelsilber bekannt ist. Die von Tudor gewählte Legierung 925, auch Sterling-Silber genannt, ist jedoch härter als reines Silber und wird durch Rhodinierung zusätzlich geschützt. Tudor erklärt, die Legierung so modifiziert zu haben, dass sich das Erscheinungsbild der Black Bay Fifty-Eight 925 nicht verändert. Zugleich hat Silber einen Reiz: Da es vergleichsweise weich ist, liegt es vermutlich geschmeidig auf der Haut. Tudor ließ das Silber satinieren, so dass es sich glatt anfühlt und einen matten Glanz ausstrahlt.

Die Materialfrage berührt einen interessanten Punkt. Die Black Bay Fifty-Eight 925 besitzt alle Eigenschaften einer Taucheruhr. Wer mit ihr tauchen möchte, kann sie offiziell in bis zu 200 Metern Tiefe tragen. Wer seine Tauchzeit wissen möchte, kann sie an der einseitig drehbaren Tauchlünette ablesen. Allerdings haben sich die Gewohnheiten geändert. Tauchcomputer zeigen heute alles an, was das Taucherherz begehrt. Uhren wie die Tudor Black Bay werden mehr zum Blazer oder zum Polo-Shirt getragen als zum Neoprenanzug. Es ist daher ein logischer Schritt, die Black-Bay auch in Edelmetallen anzubieten.

Die Black Bay Fifty-Eight 925 ist mit Leder- und Textilarmband erhältlich. Foto: Tudor

Technisch entspricht die Uhr dem neuesten Standard der Fifty-Eight-Modellreihe (der Name bezieht sich auf das Jahr 1958, als Tudor mit der Referenz 7924 seine erste, bis zu 200 Metern Tiefe wasserdichte Taucheruhr vorstellte). Für Antrieb sorgt das In-House-Kaliber MT5400, das Stunden, Minuten und Sekunden anzeigt. Ähnlich wie Rolex hat Tudor den Anspruch, die Anforderungen der Schweizer Chronometerprüfung überzuerfüllen. Statt einer Gangabweichung von -4/+4 Sekunden am Tag, wie es die Cosc-Prüfung verlangt, verspricht Tudor eine maximale Abweichung von -2 /+2 Sekunden. Die Ausdauer des Automatikkalibers nach Vollaufzug wird mit 70 Stunden angegeben.

Die Uhr ist mit braunem Lederband und mit Textilband erhältlich. Stilecht Tudor wäre das Textilband in Taupe. Das Label mit dem Snowflake-Zeiger war das erste, das Sportuhren in der Klasse über 3000 Euro mit Textilbändern bestückte – und damit an eine lange Tradition anknüpfte. In den siebziger Jahren bezog die französische Kriegsmarine das Modell Tudor Oyster Prince, das ebenfalls mit robusten Textilbändern versehen war. Um diese heute in bestmöglicher Qualität herzustellen, arbeitet Tudor mit der französischen Manufaktur Julien Faure zusammen. Sie ist in dem kleinen Ort Rambertin bei Saint-Étienne ansässig. Der Autor dieser Zeilen hatte die Gelegenheit, das Traditionsunternehmen zu besuchen. Es gehört zu den wenigen, die noch historische Jacquardwebstühle besitzen. Diese lassen eine größere Motiv- und Materialvielfalt zu und gewährleisten eine stärkere Festigkeit der Bänder. Bis zu 420 Fäden sind in einem Tudor-Textilband verwoben. Eingenähte Tunnel mit Stiften sorgen dafür, dass das Band fest mit der Uhr verbunden ist.

Echter Hingucker: Tudor Black Bay Fifty-Eight 925 in Taupe. Unteres Bild links: Der Gehäuseboden erlaubt den Blick auf Tudors Manufakturkaliber MT5400. Rechts: Als Taucheruhr verfügt die Black Bay Fifty-Eight 925 über die entsprechende Lünette. Fotos: Tudor

Fazit: Lang vorbei sind die Tage, da Tudor, einst von Hans Wilsdorf als Zweitmarke von Rolex gegründet, als die Rolex des kleinen Mannes galt. Es gibt natürlich immer noch Unterschiede: Jüngste High-Tech-Erfindungen wie die Chronergy-Hemmung, die extrem widerstandsfähige Parachrom-Spirale (Tudor-Werke haben eine Silizium-Spirale), das Paraflex-Anti-Shocksystem oder die Cerachrom-Lünette bleiben der Marke mit der Krone vorbehalten. Tudor profitiert jedoch vom Qualitätsanspruch der großen Schwester bis hin zu den Testverfahren, welche Tudoruhren durchlaufen. Und Tudor kann sich stilistisch mehr trauen. Die Black Bay Fifty-Eight 925 ist dafür ein tolles Beispiel. Wie immer beeindruckt das Preis-Leistungsverhältnis. 4010 Euro rufen die Genfer für die Black Bay Fifty-Eight 925 mit stilechtem Textilband auf.

© Holger Christmann

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