Omega

Fly Me to the Moon

Die Omega Speedmaster war 1969 die erste Uhr auf dem Mond. Ihr Design hat sich seit damals kaum verändert, ihre Technik schon. Jetzt ist die Moonwatch als Co-Axial Master Chronometer zertifiziert.

VON HOLGER CHRISTMANN
5. August 2021
Sieht der Uhr, die 1969 auf dem Mond landete, ähnlich: Omega Speedmaster Moonwatch Professional Co-Axial Master Chronometer. Foto: Omega

Stellen Sie sich vor, Sie würden in einen AC Shelby Cobra mit 271 PS im Look der 1960er Jahren steigen, der mit einem heutigen Roadster-Motor ausgerüstet wäre. So etwa muss man sich die Weiterentwicklung der Omega Speedmaster im Jahr 2021 vorstellen. Den Vergleich des Chronographen mit einem Classic Car wagte kürzlich Nick Foulkes in der Financial Times, er verglich die Uhr jedoch mit einem Rolls Royce. Ein AC Shelby Cobra passt aber vielleicht besser zu einem Motorsport-Chronographen mit Tachymeterskala (um die Ablesbarkeit zu verbessern, wurde die Skala vom Zifferblatt erstmals auf die Lünette verlegt). Wäre die Uhr ein Rolls Royce, würde sie eher den Namen Comfort Master verdienen. Jedenfalls: 64 Jahre nach ihrem Launch und 52 Jahre nach ihrem Mondspaziergang am Handgelenk des Astronauten Buzz Aldrin, hat sich die legendäre Moonwatch optisch kaum verändert. Die neueste Generation, die Speedmaster Moonwatch Professional Co-Axial Master Chronometer, beruft sich auf die Referenz ST 105.012, die 1969 zur Ausrüstung der Apollo-11-Mission gehörte. An die Ära der Raumfahrtpioniere erinnern mehrere Design-Elemente, die der Speedmaster-Fangemeinde wichtig sind.

Zu den Merkmalen der originalen Moonwatch gehören das asymmetrische Gehäuse, das Drücker und Krone besonders schützt, das abgestufte Step-Dial-Zifferblatt und Feinheiten, die Omega-Fans kultisch verehren: so die Anordnung der Punkte auf der eloxierten Aluminiumlünette. Bei 90 und 70 sind sie nach oben beziehungsweise unten versetzt. Foto: Omega

Zu diesen Elementen gehört das asymmetrische Gehäuse. Es fällt auf der Seite der Krone und der Drücker etwas dicker aus, um diese zu schützen. Typisch ist auch das Step-Dial: Eine Stufe trennt die Minuten-Skala vom Zentrum des Zifferblatts und verleiht dem Display zusätzlich zu den vertieften Chronographen-Anzeigen Dreidimensionalität. Speedmaster-Fans achten zudem auf Feinheiten wie den „dot over 90“, einen Punkt über der 90 auf der Tachymeterskala oder auf den Punkt diagonal unter der 70. Sind diese Punkte nicht über oder unter den jeweiligen Ziffern, sondern auf gleicher Höhe, steht das Modell bei einigen Sammlern etwas weniger hoch im Kurs. Der Kult um diese Merkmale hat viel mit der Rolle der Speedmaster in der Geschichte der Raumfahrt zu tun.

Als immer deutlicher wurde, dass die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa bemannte Missionen ins All schicken würden, baten die Astronauten um eine verlässliche Uhr für diese Einsätze. 1964 schrieb der Operations Director der Nasa, Deke Slayton, einen Auftrag über hochqualitative Chronographen aus und sandte ihn an Uhrenhersteller rund um die Welt. Omega bewarb sich mit dem 1957 lancierten Speedmaster-Chronographen (Referenz 105.003). Die Nasa unterzog sämtliche Kandidaten thermischen Schocks, Stößen, Vibrations- und Vakuumtests. Nur die Speedmaster soll die Tests heil überstanden haben und bekam am 1. März 1965 das Zertifikat Flight Qualified for all Manned Space Missions. Nur drei Wochen später flog die Uhr im Zuge der Gemini-3-Mission an den Handgelenken von Virgil Grissom and John Young erstmals ins All. Edward White unternahm mit ihr im selben Jahr den ersten Weltraumspaziergang. Als White über dem Pazifischen Ozean bei Hawaii die Gemini-Kapsel verließ und in Richtung Golf von Mexiko driftete (den er 23 Minuten später erreichte) baumelte an seinem Handgelenk, verbunden mit einem speziellen Band, die Omega Speedmaster, Referenz 105.003.

Omega verbesserte die Uhr durch das asymmetrische Gehäuse, das Krone und Drücker besser schützte. Ergebnis waren die Referenzen 105.012 and 145.012. Diese vierte Generation der Speedmaster wurde als Moonwatch bekannt. Sie war erstmals mit dem Aufdruck Professional versehen. Es war das Modell, das die Apollo-11-Mission zum Mond begleitete. Als Buzz Aldrin 1969 den Mond betrat, trug er er sie am Handgelenk. Neil Armstrong hatte seinen Omega-Zeitmesser in der Kapsel zurückgelassen.

Die Speedmaster Moonwatch war bei allen sechs Mondlandungen mit an Bord. Auch Apollo 13 sollte 1970 Teil dieser Erfolgsgeschichte werden. Doch eine Explosion an Bord zwang die Crew, den Mond nur zu umrunden, ohne zu landen. Um verzweifelt benötigte Energie zu sparen, schonte die Besatzung die Elektronik. Mit Hilfe der Omega Speedmaster zündeten die Crew-Mitglieder in den erforderlichen Zeitabständen die Triebwerke, um das Raumschiff in die richtige Position zu bringen und sicher zu Erde zurückzukehren.

Kein Wunder also, dass die Heldin am Handgelenk kultisch verehrt wird und besonders der originale Look der Moonwatch begehrt ist.

James A. Lovell Jr., Kommandant der Apollo-13-Mission, mit der Omega Speedmaster Moonwatch am Handgelenk. Nach einer Explosion an Bord gelang es der Crew, mit Hilfe der Uhr die Triebwerke punktgenau zu zünden und das Raumschiff zu stabilisieren. Foto: Omega

Auch technisch galt lange die Devise, möglichst wenig an dem Kult-Modell zu ändern. Der stärkste Eingriff erfolgte, als Omega 1968 das Chronographen-Kaliber 321 mit Säulenradkupplung durch das günstigere 1861 mit Kulissenschaltung ersetzte. Verbesserungen gab es auch danach immer wieder. Ihre größte Verbesserung erlebt sie heute: Mit dem neuen Co-Axial-Kaliber 3861 ist die Moonwatch gegen Magnetfelder bis zu 15 000 Gauß geschützt und als Master Chronometer zertifiziert. Omega führte das Prüfsiegel zusammen mit dem Eidgenössischen Institut für Metrologie (Metas) ein. Metas testet die Uhr zehn Tage lang auf Ganggenauigkeit, Wasserdichtheit, Stoßfestigkeit und Magnetfeldresistenz. Dabei darf die Uhr auch unter Extrembedigungen maximal fünf Sekunden am Tag vorgehen.

Die Omega Speedmaster Moonwatch Professional Co-Axial Master Chronometer gibt es auch in Roségold und in Weißgold. Foto: Omega

Die Speedmaster Moonwatch Professional Co-Axial Master Chronometer ist nur geringfügig teurer als die Vorgänger-Serie, und es gibt sie in acht verschiedenen Versionen: dem Ursprungsmodell am ähnlichsten ist die Edelstahlversion mit Acrylglas – auch Hesalit genannt – sowie mit geschlossenem Gehäuseboden und Seepferdchen-Medaillon (5800 mit beschichtetem Nylonarmband, 6100 Euro mit Edelstahlarmband). Es gibt die Stahluhr aber auch mit Saphirglas und Saphirglas-Gehäuseboden (6700 Euro mit Lederarmband, 7000 Euro mit Stahlarmband). Darüber hinaus kommt sie in den Omega-eigenen Goldlegierungen auf den Markt: in 18-Karat-Canopus-Weißgold (ab 29 700 Euro) und in 18-Karat-Sedna-Roségold (ab 24 100 Euro). Die Gehäuse haben alle die Größe von 42 Millimetern und sind bis fünf Bar druckfest.

Bleibt die Frage, wo die Reise für die Omega Speedmaster mehr als 50 Jahre nach der ersten Mondlandung hingeht? Längst blühen wieder die Träume von Reisen ins All. Virgin-Airlines-Gründer Richard Branson erkundete gerade in einer Raumkapsel in 80 Kilometern Höhe die Schwerelosigkeit und will Touristen ins All befördern. Elon Musk plant mit SpaceX Mondumrundungen für Weltraumtouristen. Die Nasa arbeitet an einer Station in der Umlaufbahn des Mondes. Amazon-Chef Jeff Bezos und die Europäische Raumfahrtagentur Esa wollen den Mond besiedeln, und selbst der Aufbau von Marskolonien ist längst nicht mehr undenkbar. Sogar die Bundeswehr hat jetzt ein Weltraumkommando. Omegas Moonwatch sollten da auf lange Sicht weder die Themen noch die Einsatzmöglichkeiten ausgehen.

© Holger Christmann

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