Porsche Design

Die Entdeckung der
Farbe Schwarz

Sportwagen der Siebzigerjahre waren farbenfroh lackiert. Porsche feiert den 50. Geburtstag von Porsche Design jetzt mit einem schwarz lackierten Porsche 911 S 2.4 Targa von 1972 und ehrt damit die wegweisende Vorliebe des Porsche-Design-Gründers Ferdinand Alexander Porsche (1935-2012) für diese Farbe, die heute Inbegriff von Eleganz und Noblesse ist. Das Cabrio wird zusammen mit einem Chronographen im Dezember in New York versteigert.

VON HOLGER CHRISTMANN
2. Mai 2022
Duo mit Seltenheitswert: Vom Porsche 911 Edition 50 Jahre Porsche Design (r.) werden nur 750 Stück verkauft. Der restaurierte 911 S 2.4 Targa aus dem Porsche-Design-Gründungsjahr 1972 ist ein Einzelstück. Er wird im Dezember in New York verweigert. Foto: Porsche

Wenn man die Funktion einer Sache überdenkt, ergibt sich die Form manchmal wie von allein. Mit dieser Überzeugung gründete Ferdinand Alexander Porsche, der Designer des legendären Porsche 911, zusammen mit seinem Bruder Hans-Peter 1972 in Stuttgart das Porsche Design Studio. 1974 verlegte er das Atelier ins österreichische Zell am See, der geliebten Heimat seiner Kindheit. 

F.A. Porsche, wie er gern abgekürzt wird, wollte Produkte entwickeln, die sich als „Lebensbegleiter“ eignen und dem modischen Wandel enthoben sind. Porsche Design entwickelte technisch innovative Uhren, Brillen und Schreibgeräte, die zu Klassikern wurden. Unter dem Label Design by F. A. Porsche entwarf die Design-Schmiede Produkte wie Küchen, Yachten, die Interieurs von Privatjets und sogar einen Porsche-Design-Tower in Miami – ein zweiter entsteht gerade in Stuttgart.

Porsche-Design-Produkte sind oft – aber nicht immer – schwarz. So war der von Ferdinand A. Porsche 1972 entworfene und im selben Jahr vorgestellte Chronograph 1 die erste Uhr mit schwarzem Gehäuse und schwarzem Ziffernblatt – seinerzeit eine Innovation in der Uhrenwelt. Was Kasimir Malewitschs Schwarzes Quadrat für die Kunst bedeutet, ist der schwarze Chronograph 1 für die Uhrenwelt: ein Statement, das alles Etablierte infrage stellt. Der schwarze Chronograph 1 spielt im Jubiläumsjahr eine wichtige Rolle. Im Januar präsentierte Porsche Design die auf 500 Stück limitierte Chronograph 1 – 1972 Limited Edition, die bereits ausverkauft ist. Jetzt legt die Marke mit dem Chronograph 1 All Black Numbered Edition nach. Sie erscheint ab November dieses Jahres in einer Kleinserie mit begrenzter Stückzahl von maximal 1000 Uhren pro Jahr weltweit.

Aktuell ist der restaurierte 911 S 2.4 Targa von 1972 im Porsche Museum in Stuttgart-Zuffenhausen zu besichtigen. Im Dezember soll er einen Käufer finden. Die Fuchs-Felgen in Kleeblattform sind seit den späten 1960er-Jahren ein Markenzeichen von Porsche. Fotos: Holger Christmann

Die Inspiration für den Chronographen bezog F.A. Porsche aus den Bordinstrumenten von Porsche-Sportwagen. Sportwagen mit schwarzer Lackierung waren hingegen damals eine Seltenheit. Die Porsche-Boliden der bunten Siebzigerjahre waren in allen möglichen Farben lackiert, von Signalorange über Hellgelb bis Daphnegrün. Später wuchs der Anteil schwarzer Fahrzeuge auf den Straßen erheblich. Heute ist die Farbe Schwarz bei Luxusmarken und Autoherstellern gleichermaßen beliebt. Sie gilt als Inbegriff von Seriosität, Noblesse und Eleganz. Besonders beliebt ist sie bei Männern.

Wenn der Autobauer das Jubiläum mit zwei schwarz lackierten Sondermodellen feiert, dann ist das eine Ehrung des genialen Porsche-Design-Gründers und seiner wegweisenden Ideen. Die Geburtstags-Fahrzeuge sind ein auf 750 Stück limitiertes Jubiläumsmodell des 911 und ein Porsche 911 S 2.4 Targa aus dem Gründungsjahr des Design-Studios, 1972. Porsche Classic, verantwortlich für die Pflege historischer Fahrzeuge, restaurierte das Exemplar anlässlich des halben Jahrhunderts Porsche Design ebenso gewissenhaft wie kreativ.

Der 911 S 2.4 Targa besaß die für sein Baujahr typische Ölklappe hinter der Beifahrertür, die so mancher Tankwart mit der Benzinklappe verwechselte. Die durch die falsche Nutzung des Einfüllstutzens verursachten Schäden sorgten dafür, dass die Ölklappe nach einem Jahr verschwand. Heute sind Modelle mit dieser Eigenheit gerade wegen dieser Spezialität besonders begehrt.

Für eine Rostvorsorge nach neuesten Standards durchlief der 911 S 2.4 Targa von 1972 das KTL-Bad von Porsche. Anschließend erhielt er einen schwarze Lackierung mit besonderer Tiefenwirkung. Foto: Porsche

Den Porsche 911 Targa präsentierten die Zuffenhausener 1965 auf der IAA. Er war eine Antwort auf Diskussion in den Vereinigten Staaten über die Gefährlichkeit von Cabriolets. Der Targa bekam einen rund 20 Zentimeter breiten Überrollbügel, ein abnehmbares Dach und am Heck ein Ministoffverdeck mit Kunststoffscheibe. Er galt als erste „Sicherheits-Cabriolet“ der Welt. Der Name war war dem Langstreckenrennen Targa Florio auf Sizilien entlehnt, auf dem Porsche zahlreiche Triumphe feierte.

Den 911 Targa von 1972er restaurierten die Stuttgarter nicht, wie üblich, hundert prozentig originalgetreu, sondern als moderne Neuinterpretation, die Bezug nimmt auf das neue Sondermodell. Porsche Classic und das Studio F.A. Porsche in Zell am See arbeiteten dafür eng zusammen. „Aufgabe der Designer und Mitarbeiter in der Werksrestaurierung war es, die Spezifikation des Neuwagens behutsam auf den Klassiker zu übertragen“, sagt Ulrike Lutz, Leiterin von Porsche Classic. So lackierte Porsche Classic den Targa in einem Schwarz mit besonderer Tiefenwirkung. Die eloxierten Fuchs-Felgen dürfen nicht fehlen. Die besonders leichte Fuchs-Felge im Kleeblatt-Design ist eines der bekanntesten Porsche-Räder. Sie kam erstmals 1967 beim Porsche 911 S zum Einsatz. Ihren Namen verdankt sie der Leichtmetallschmiede Otto Fuchs im Sauerland, welche die Felge für Porsche entwickelte. 

Schwarzes Leder und Karomuster prägen den Innenraum des Fahrzeugs. Das Karo in einer Qualität zu produzieren, die heutigen Anforderungen an Dehnbarkeit und Belastbarkeit entspricht, stellte den Sattler von Porsche vor Herausforderungen. Foto: Porsche

Die Flanken des Wagens sind mit Streifen in Platinum seidenglanz und einer Hommage an Porsche Design verziert. Den Targa-Bügel, 1972 noch aus gebürstetem Edelstahl gefertigt, lasierten die Porsche-Techniker ebenfalls in Platinum seidenglanz. Auf dem Gitter der Motorabdeckung am Heck befestigten sie analog zum Sondermodell eine 50 Jahre Porsche Design-Plakette mit Faksimile-Unterschrift von Ferdinand Alexander Porsche. 

Die Farbe Schwarz dominiert das Innere des Classic Cars. Sie kontrastiert mit dem schwarz-weißen Karomuster der Sitze, Türverkleidungen, Mittelbahnen. Bis hin zum Antrieb sorgten die Ingenieure dafür, dass das Classic Car die beste Version von sich selbst wurde. So wurden auch unter der Motorhaube Teile nach dem historischen Vorbild neu gebaut, wenn sie nicht den hohen Ansprüchen genügten. „Der Motor läuft sensationell gut“, sagt ein Porsche-Mitarbeiter. Uwe Makrutzki, Leiter der Porsche Classic Werksrestaurierung, ist überzeugt: „Wir haben ein Unikat geschaffen, das Ursprung und Moderne miteinander verbindet und zugleich die Handschrift von Ferdinand Alexander Porsche trägt.“

Der Publisher & Chefredakteur von FEATURE vor dem Porsche-Einzelstück. Im Kofferraum gut zu erkennen: die Schatulle mit einem Unikat des Chronographen I und dem Schlüssel für den Porsche. Die Schatulle kommt im Dezember 2022 bei Sotheby’s in New York unter den Hammer. Foto: Holger Christmann

Inzwischen steht auch fest, was mit dem Unikat passieren wird. Es wird im Dezember vom Auktionshaus Sotheby’s zusammen mit einem Chronographen im Rahmen der Luxury-Week-Auktionswoche in New York versteigert.

Jan Becker, CEO der Porsche Design Group, ließ es sich nicht nehmen, bei einem Rundgang durch die Ausstellung 50 Jahre Porsche Design im Porsche Museum die Inszenierung der Schlüsselübergabe vorzustellen. Der erfolgreiche Bieter erhält eine Schatulle, bei deren Öffnen er ein Unikat des Chronograph 1 – 1972 Limited Edition von Porsche Design – (mit Fuchsfelgen-Design im gläsernen Gehäuseboden) erblickt. Außer der Uhr findet der Käufer in der Schatulle dann auch den Autoschlüssel zu seinem Porsche 911 S 2.4 Targa.

© Holger Christmann