Bregenzerwald

Preisgekrönte
Hoflandschaft

Die Fuchsegg Eco Lodge im Bregenzerwald ist eine Traumadresse für Naturliebhaber und Architekturfans. Mit dem modernen und traditionsbewussten Gebäude-Ensemble erfüllten sich Carmen Can und ihre Familie zugleich einen persönlichen Lebenstraum.

VON HOLGER CHRISTMANN
14. Februar 2022
Die Fuchsegg Eco Lodge liegt am Fuß des Skigebiets Schetteregg im Bregenzerwald. Foto: Günter Standl

Der Bregenzerwald ist nach wie vor ein Geheimtipp. Die meisten Touristen fahren, aus dem Norden kommend, auf ihrem Weg ins österreichische Lechtal, nach Graubünden oder ins Tessin an ihm vorbei. Dabei verpassen sie eine östlich von Bregenz und Dornbirn gelegene zauberhafte Landschaft aus Bergen, Hügeln und Wiesen, ein Ganzjahres-Paradies für Wanderer, Skifahrer und Feinschmecker. Dicht bewaldet ist dieser nordwestliche Zipfel Österreichs trotz seines Namens schon lang nicht mehr. Es gibt im Bregenzerwald keine Städte, sondern nur Dörfer, die ihren ursprünglichen Charakter bewahrt haben. Besiedelt wurde die Region im Hochmittelalter von den Walsern. Sie waren vom Berner Oberland zuerst ins obere Rhônetal gezogen und waren dann nach Norden weitergezogen. Bekannt ist der Bregenzerwald für seine Dreistufenlandwirtschaft. Da das silofreie Futter aus den hofeigenen Flächen meist nicht ausreicht, um ihr Vieh ganzjährig zu versorgen ziehen die Bauern hier im Spätfrühling mit dem Vieh zuerst auf das Vorsäß, eine niedrig gelegene Alm, und etwa Anfang Juli auf die Alpe. Mitte September kehren alle mit einem feierlichen Alpabtrieb wieder zurück zu den Heimbetrieben. Die Unesco nahm die Dreistufenlandwirtschaft in ihre Liste des immateriellen Kulturerbe der Menschheit auf.

Das Architekturbüro Ludescher und Lutz aus Bregenz orientierte sich bei der Fuchsegg Eco Lodge an den Vorsässe des Bregenzerwalds – Höfen, die den Bauern beim Auftrieb des Viehs auf die Berge als Zwischenstation dienten. Foto: Günter Standl

Carmen Can verbrachte in ihrer Kindheit oft die Ferien im Bregenzerwald. Die Großeltern besaßen ein Ferienhaus in der Gegend. Auch als sie längst erwachsen war und im Global Training bei der Hilti AG in Liechtenstein arbeitete, fuhr die promovierte Erziehungswissenschaftlerin oft es ging in diese abgeschiedene Landschaft. „Als ich zum ersten Mal nicht hier, sondern in Tirol Ski gefahren bin, war ich überrascht, dass dort ein Hotel neben dem anderen steht. Ich war es ja gewohnt, nur von Wiesen und Bergen umgeben zu sein“, sagt sie. 2016 beschloss Carmen Can gemeinsam mit ihrem Mann Kerim und ihren Eltern, ein Grundstück in Egg-Schetteregg zu kaufen, einem Endpunkt, an dem die Straße nicht mehr weiterführt. Auf der grünen Wiese errichteten sie gemeinsam mit der Familie Hämmerle, den Eltern Carmen Cans, ihre Lodge. Den Bauherrn schwebte ein Gegenentwurf zum klassischen Hotel vor.

Kerim und Carmen Can erfüllten sich mit der Fuchsegg Eco Lodge einen Lebenstraum. Foto: Emanuel Sutterlüty

Als Architekten wählten die Bauherrn das Büro Ludescher und Lutz. Das Team aus Bregenz ist dafür bekannt für zeitgenössisches Bauen, das sich an lokalen Bautraditionen orientiert. Für die Fuchsegg Eco Lodge ließen sie sich von den traditionellen Vorsässen inspirieren. Typischerweise ist das eine Siedlung, die aus einfachen Bauernhäusern mit Ställen besteht, die einen losen Siedlungskörper bilden, ohne den Anspruch, ein Dorf zu sein. Die Gebäude sind einander ähnlich, sie richten sich in ihrer Lage und Orientierung nach der Topografie, sind nicht durch geteerte Straßen verbunden und haben keine Zäune. Ein Original-Vorsäß ist am Eggatsberg nahe der Fuchsegg Eco Lodge zu besichtigen. „Ein Jahr lang haben wir nur Bauvolumina analysiert“, erzählt Carmen Can. „Die Baukörper sollten so in der Natur stehen, als ob sie immer schon da waren.“ Sechzehn Monate dauerte der Bau der sechs Gebäude, die nun mit „gelassener Selbstverständlichkeit Teil der Landschaft“ sind, wie Elmar Ludescher und Philip Lutz es formulieren. Nicht umsonst wurden die Architekten für ihren sensible Neuinterpretation lokaler Bautraditionen mit dem Best Architects Award ausgezeichnet. Ein raffiniertes Element sind die schmalen Fensterbänder mit drehbaren Holzlamellen, die das Gebäude-Ensemble stilistisch verbinden.

Samtbezogene Sofas, ein knisternder Kamin und heimische Hölzer bestimmen das Interieur des Gasthofs. Foto: Günter Standl
Im Gasthof der Fuchsegg Eco Lodge treffen sich Hotelgäste und Einheimische. Foto: Günter Standl

Die Gründer wollten auch ökologisch ein Zeichen setzen. Außen wurde nur heimische Fichte angebracht. Im Inneren herrschen ebenfalls helle heimische Hölzer vor: Laubholz, Esche, Eiche und Ahorn, an Wänden und Decken Weißtanne. Für die Böden verwendeten die Architekten eine komplett abbaubare Lehm-Milcheiweiß-Mischung mit Carnaubawachs. Die Möbel sind im Stil Vorarlberger Holz-Handwerkskunst angefertigt. „Es war mir wichtig, dass hauptsächlich Materialien und Handwerk aus der Region zum Einsatz kommen“, sagt Carmen Can. Auch legt Can auf Nachhaltigkeit wert. „Wir wollten die lokale Wertschöpfung fördern.“ Neben einer Photovoltaikanlage verfügt das Haus über Anschluss an eine neue Bio-Nahwärmeversorgung mit regionalem Waldhackgut.

Im Gasthaus
treffen Gäste auf
Einheimische

Die Gäste der Fuchsegg Eco Lodge erwartet eine Auswahl an 30 Zimmern. Die kleinsten sind 24 Quadratmeter groß und verfügen über ein Vollholz-Bett aus Esche- und Ulmenholz sowie eine Walk-In Dusche mit Regenbrause. Mehr Großzügigkeit für zwei Erwachsene und ein Kind bieten die Wäldar-Suiten mit ihren zwei durch eine Schiebetür verbundenen Räume. Die Suiten sind mit einem Kanape sowie einer Teebar ausgestattet. Für Eltern mit zwei Kindern sind die 38 Quadratmeter großen Fuchsbau-Lofts geeignet. Es gibt aber auch 98 Quadratmeter große Apartments mit Platz für zwei Familien. 

Die Wohnbereiche der Fuchsegg Eco Lodge sind geräumig. Die kleinsten Zimmer bieten 24 Quadratmeter Fläche, die Suiten sind 34 Quadratmeter groß. In den Apartments können sich zwei Familien auf bis zu 98 Quadratmetern ausbreiten. Foto: Günter Standl

Herzstück der Anlage ist das Gasthaus, wo der Küchenchef und sein Team traditionelle Gerichte kreativ und saisonal interpretieren. Beliebt sind auch die Bregenzerwälder Abende mit Käsebuffet, Käsknöpfle und Weinbegleitung aus biodynamischem Anbau. Die Inhaberin betont: „Wir kochen saisonal und regional, sind aber nicht dogmatisch. Auch vegetarische Gäste loben unser Küchenteam sehr“.

Das Gasthaus strahlt Behaglichkeit und Großzügigkeit aus. Auf den samtbezogenen Fauteuils neben dem knisternden Kamin möchte man sich niederlassen, um in einem der ausgelegten Coffee-Table-Bücher zu schmökern. Zusammen mit der Cocktail-Bar gleicht der Raum eher einer Lounge als einem Gasthaus. Auch das Restaurant ist hier zu finden. Das Gasthaus wird auch von Einheimischen frequentiert. „Die Gäste lieben es, beim Essen oder an der Bar den Voralberger Dialekt zu hören“, sagt Carmen Can. Die lokale Mundart hat wie das Schwäbische und das Schwyzerdütsch allemannische Wurzeln. Sie unterscheidet sich grundlegend vom bayrisch-österreichischen Sprachraum und ist nicht leicht zu verstehen.

Der Pool ist ganzjährig in Betrieb. Der Skilift startet direkt vor der Tür. Foto: Günter Standl
Tageslicht fällt in das Saunahaus der Fuchsegg Eco Lodge. Foto: Günter Standl

Natürlich gibt es auch einen Spa mit Massageräumen, finnischer Sauna und Bio-Zirbensauna. Und einen fünfzehn Meter langen Außenpool, der das ganze Jahr beheizt ist. „Der Pool ist das einzige bei uns, was nicht ökologisch ist“, bekennt Carmen Can. Es war ihr aber wichtig, die Lodge ganzjährig betreiben und die Mitarbeiter das ganze Jahr beschäftigen zu können, und ein Pool erhöht die Attraktivität gerade im Sommer. Das langgezogene Becken bietet den Ausblick auf den Hausberg Winterstaude und ist sehr beliebt bei den Gästen. „Die Gäste lieben den Pool“, freut sich Can. 

Außerdem können die Gäste der Fuchsegg Eco Lodge hochwertige Simplon-E-Bikes ausleihen, mit Yogakursen ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden oder Skifahren. Der Skilift liegt direkt vor der Tür und führt in ein Skigebiet mit blauen, roten Abfahrten und einer schwarzen Piste. Und weil die Pisten Nordhänge sind, bleibt der Schnee bis in den Nachmittag griffig. Anfänger und Kinder sammeln sich in der Arena, wo die Zauberteppiche gratis sind. „Da sammelt sich alles, während die Pisten angenehm leer seien“, sagt Can. Beliebt ist die Fuchseeg Eco Lodge auch bei Unternehmen, die in herrlicher Landschaft hier Tagungen abhalten oder bei Kreativen, die geistige Energie sammeln wollen. 

Ob Skifahren oder Wandern auf einem auch im Winter präparierten Wanderweg – in der Fuchsegg Eco Lodge liegt eine herrliche Natur direkt vor der Tür. Fotos: Emanuel Sutterlüty

Die Möglichkeiten für Ausflüge scheinen unbegrenzt. Man kann auf Pferdekutschen Platz nehmen oder sich zu Fuß zum Rundwanderweg aufmachen, der auch im Winter präpariert ist. „Fünf Minuten von der Skipiste entfernt ist man hier in einer anderen Welt“, schwärmt Can.

Die Hügel und Berge um die Fuchsegg Eco Lodge herum sind in jeder Jahreszeit bezaubernd. Die Lodgebesitzerin schwärmt besonders vom Goldenen Herbst. Am liebsten würde sie selbst wieder, wie damals als Kind, gleich loslaufen und auf der Alm spielen und herumtollen. Aber sie muss sich ja auch um die Gäste kümmern. Auch von denen ist die Gründerin angetan. „Es sind Traumgäste, die wir hier haben. Sie schätzen Ästhetik, Handwerk, Individualität und die Natur. Viele arbeiten kreativ, und lassen sich von der schönen Umgebung inspirieren. Von Paaren bis Familien ist alles dabei.“ So wie Frau Can ihre Gäste mag, so lieben die Gäste die Fuchsegg Eco Lodge, die sie  mit einem Schmuckstück, einem Juwel vergleichen.

Es wird Zeit sie kennenzulernen, die Fuchsegg Eco Lodge inmitten ihrer herrlichen Natur, ihrem kulinarischen Angebot und ihren netten Gästen und Gastgebern. Das nächste Mal werden wir bei Bregenz oder Dornbirn einfach mal abbiegen. 

© Holger Christmann

Infos

Fuchsegg Eco Lodge
Amagmach 1301
6863 Egg, Österreich/Bregenzerwald
hallo@fuchsegg.at  www.fuchsegg.at
Tel: +43 5512 44544